Goethe-Universität steuert bundesweites Projekt zur psychologischen Unterstützung von Geflüchteten
Menschen, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind, können das Erlebte nicht einfach hinter sich lassen. Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, Albträume gehören zu den Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die Psychotherapie an der Goethe-Universität bietet Therapieplätze für Betroffene an.
FRANKFURT.
Seitdem die russische Armee die Ukraine überfallen hat, ist das Leid der
Menschen, die in Kellern und U-Bahn-Schächten Schutz suchen, auch in unseren
Medien omnipräsent. Wer sich zur Flucht entschließt, hat schon viel Schlimmes
erlebt, traumatisierende Erfahrungen auf der Flucht kommen hinzu. Auch weit weg
von der Heimat können die Menschen das Schreckliche nicht wirklich hinter sich
lassen: Es reist mit in Form von Albträumen, Schlafstörungen,
Konzentrationsproblemen, Schreckhaftigkeit, Angst und anderen intensiven
negativen Gefühle. Manche Betroffene durchleben das traumatisierende Ereignis
in ihrem Inneren immer und immer wieder. Dies alles können Symptome einer
posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) sein.
Viele geflüchtete Menschen benötigen daher dringend
psychotherapeutische Hilfe. Die Barrieren, vorhandene Angebote wahrzunehmen,
sind jedoch hoch. Die Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie
der Goethe-Universität unter der Leitung von Prof. Regina Steil, Prof. Thomas
Ehring (LMU München), und Prof. Nexhmedin Morina (Universität Münster) bietet
Unterstützung an. Das von der Goethe-Universität aus gesteuerte Projekt zur
Psychotherapie der Posttraumatischen Belastungsstörung bietet eine innovative
Behandlungsform für traumatisierte geflüchtete Menschen und begleitet dies
wissenschaftlich. Bei Bedarf wird die Behandlung dolmetschergestützt
durchgeführt.
Die Studie sieht für jeden Teilnehmer zehn Sitzungen von jeweils
100 Minuten Dauer innerhalb von zwölf Wochen vor. Eine Vergleichsgruppe erhält
die selbe Behandlung nach einer Wartezeit. Um die Wirksamkeit der neuen
Vorgehensweise zu ermitteln, wird der Verlauf der Symptomatik in beiden Gruppen
vor und nach der Behandlung sowie drei und zwölf Monate später mittels
klinischer Interviews und Selbstbeurteilungsinstrumente erfasst.
An den Standorten Münster, Marburg, München und Frankfurt wurden
bisher insgesamt 64 Patientinnen und Patienten in das Projekt aufgenommen.
Weitere Behandlungsplätze für Geflüchtete ab 18 Jahren stehen zur Verfügung.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
gefördert.
Weitere Informationen
Julia
Reuter
Projektkoordinatorin
Institut für Psychologie, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie
Goethe-Universität
Telefon 069 798 25374
E-Mail Reuter@psych.uni-frankfurt.de (bevorzugt)
https://project-recap.de/unser-angebot/rescript