Interdisziplinäres Hochschulstudium in enger Anbindung an die Berufspraxis im Gesundheitswesen
Goethe-Universität und Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt
Georgen bieten gemeinsam einen neuen Studiengang an. Zum kommenden
Wintersemester startet das Masterprogramm „Sozialethik im Gesundheitswesen“.
Die Einschreibung ist bereits jetzt möglich.
FRANKFURT. In
vielen Bereichen des Gesundheitswesens steigt der Beratungs- und
Kommunikationsbedarf zu ethischen Fragen – darauf wollen die Verantwortlichen
an den beiden Frankfurter Hochschulen mit dem dualen Masterstudiengang
Sozialethik im Gesundheitswesen reagieren. Absolventinnen und Absolventen
sollen die Qualifikation für interessante und herausfordernde Tätigkeiten auf
Fach- und Führungsebene in diesem gesellschaftlichen Wachstumsbereich
mitbringen. „Die demografische Entwicklung und der medizinisch-technische
Fortschritt bringen eine große Dynamik ins Gesundheitswesen. Die medizinischen,
pflegerischen und sozialen Einrichtungen befinden sich in ständiger
Transformation“, sagt Prof. Dr. Christof Mandry, Professor für Sozialethik an
der Goethe-Universität. Mandry begleitet die Einführung des neuen Studiengangs
intensiv. „Es gibt einen großen Bedarf an ethischer Expertise in den
Unternehmen und Institutionen des Gesundheitswesens“, erklärt er. Das reiche
von der medizinethischen Fallberatung über organisations- und führungsethische
Fragen bis hin zum gerechten Zugang zu medizinischen und pflegerischen
Dienstleistungen und zur sozial gerechten Mittelverteilung.
Um mit solchen Themen angemessen umgehen zu können, werden die
Studierenden im neuen Studiengang mit sozialethischen, sozialwissenschaftlichen
und medizinischen Fragestellungen vertraut gemacht. Das universitäre Studium
wird dabei eng mit berufspraktischen Einblicken und Erfahrungen verknüpft. 30
Prozent der Studienleistungen in dem dualen Studiengang werden „on the job“ in
Partnereinrichtungen im Medizin- und Pflegebereich erbracht. „Und zwar vom
ersten Semester an“, erklärt Studiengangskoordinatorin Julia Westendorff, die
die Praxiseinheiten organisiert. „Die Studierenden lernen, wie ein klinisches
Ethikkomitee funktioniert oder wie die medizinische Versorgung von Menschen
ohne Versicherungsschutz organisiert wird – ganz praktisch, indem sie mit dabei
sind. Das kann mitunter sehr herausfordernd sein.“ Die Kurzpraktika und
Hospitationen sind fachlich unmittelbar in den Studienzusammenhang integriert.
In den „Directed Studies“ werden die Einsichten aus der Praxis, die Inhalte der
Lehrveranstaltungen an der Uni und die eigenständige Lektüre zusammengebracht.
So werden die Studierenden sowohl fachlich also auch persönlich auf das
Praxissemester vorbereitet, das dann das gesamte dritte Semester einnimmt. Im
Praxissemester bearbeiten sie bei einem Unternehmen oder in einer öffentlichen
Institution eigenständig ein Thema, das an den Fragestellungen der jeweiligen
Einrichtung orientiert ist. Im vierten und letzten Semester wird dann die
Masterarbeit geschrieben.
Im Hinblick auf die Corona-Pandemie werden Fragen der
Verteilungsgerechtigkeit diskutiert, z.B. die medizinethische Problematik der
Triage: Wer erhält in einem überlasteten Gesundheitssystem die Behandlung? Wer
bekommt den Beatmungsplatz? Wenn es um die Frage der Impfreihenfolge bei
knappen Impfressourcen geht, stellt sich die ethische Frage nach Gerechtigkeit.
Auch solidaritätsethisch lässt sich die Impfung diskutieren: Lasse ich mich
impfen, auch wenn ich mit keinem schwerem Verlauf rechne, um Andere zu
schützen?
An dem neuartigen, praxisintegrierenden Masterstudiengang sind mit
katholischer Theologie, Soziologie und Medizin ganz unterschiedliche
Fachrichtungen beteiligt. So wird ein Kompetenzprofil vermittelt, das sozial-
und medizinethische Reflexionsweisen, sozialwissenschaftliche Analysemethoden
und Kenntnisse der medizinischen Versorgungsstrukturen umfasst. Hinzu kommen
tätigkeitsnahe Fertigkeiten im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit,
Gesprächsführung oder Organisationsplanung. Als gemeinsamer Studiengang von
zwei Frankfurter Hochschulen, der Goethe-Universität und der
Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, steht der Studiengang
auch für ein echtes Frankfurter Studienprofil. „Hier kombinieren wir die
Stärken unserer beiden Hochschulen in der Sozialethik“, erklärt Rektor Prof.
Dr. Thomas Meckel von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen.
„Mit dem Nell-Breuning-Institut haben wir in Sankt Georgen einen Schwerpunkt in
sozial- und gesellschaftsethischen Fragen der Pflege. Die Arbeitsbedingungen in
der Pflege, die gerechte Finanzierung von Pflegedienstleistungen oder auch der
Stellenwert von Migration in diesem Bereich werden bei uns erforscht und in der
Lehre vermittelt. Die Kollegen am Fachbereich 07 der Goethe-Uni haben ihren
Schwerpunkt in der Medizinethik und der Sozialethik des Gesundheitswesens. Das
ergänzt sich hervorragend.“ Zudem böten beide Hochschulen mit ihren
parkähnlichen Campussen beste Studienbedingungen.
Der Masterstudiengang richtet sich an Studieninteressierte mit
einem deutschen oder internationalen BA-Abschluss in Theologie,
Sozialwissenschaften, Philosophie, Pflegewissenschaften und einer Reihe weiterer
geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer. Zusatzvoraussetzung sind
mindestens Grundkenntnisse in Ethik oder Sozialethik, Theologie oder Medizin.
Wegen seiner intensiven Praxisverzahnung ist der Studiengang
zulassungsbeschränkt. Weitere Informationen zu Bewerbungsvoraussetzungen und
der Bewerbungsvorgang sind auf der Website des Masters zu finden. Die Bewerbung
für das Wintersemester 2021/2022 ist bis 31. Juli möglich.
Weitere Informationen
Website
des Studiengangs: https://www.uni-frankfurt.de/98350933/Master_SozialethikMaster-Portal
der Goethe-Universität: https://www.uni-frankfurt.de/100702026/Sozialethik_im_Gesundheitswesen__Master_of_Arts
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für
Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de