Neue Veranstaltungsreihe von Kulturdezernat und Normative Orders
Was sagt die Kritische Theorie der „Frankfurter Schule“ zur gegenwärtigen Lage der Gesellschaft – ob lokal, national oder international? Das Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität und das Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main bieten den derzeitigen Vertreterinnen und Vertretern der berühmten Denkschule ein Podium: In der Reihe „Frankfurter Schule“ werden aktuelle Themen diskutiert.
FRANKFURT.
Gesellschaftliche Normen, in Institutionen und Ordnungen manifestiert, bilden
das Fundament unseres sozialen und politischen Zusammenlebens. In der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte sich die sogenannte Frankfurter Schule
vorgenommen, diese Normen und ihre Widersprüche im Sinne einer umfassenden
„Kritischen Theorie“ ganzheitlich und (ideologie-)kritisch in den Blick zu
nehmen – eine Herangehensweise, deren Bedeutung und internationale Wirkmacht
bis heute ungebrochen sind. Doch was sagt die Frankfurter Schule, die
Gesellschaftsanalysen stets mit Ideologiekritik verbunden hat, zur derzeitigen
Lage der Gesellschaft? Welche Antworten gibt die sogenannte „dritte und vierte
Generation“ auf weltweite Krisen und Konflikte?
Darum soll es in einer neuen Veranstaltungsreihe gehen, zu der das
Dezernat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main und das
Forschungszentrum „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität von März an
gemeinsam einladen. Der Titel der neuen Reihe lautet „Frankfurter Schule“. Zu
Gast sind Persönlichkeiten, die – geschult am „Frankfurter Denken“ – Position
beziehen zu aktuellen Problemlagen. Kooperationspartner der einzigartigen Reihe
sind das Institut für Sozialforschung, das Museumsufer Frankfurt und
hr2-kultur.
Bei der Auftaktveranstaltung
am
Montag, 20. März, um 18 Uhr
im
MUSEUM MMK MODERNE KUNST
Domstraße
10, 60311 Frankfurt am Main
sprechen der Philosophieprofessor Christoph Menke
(Goethe-Universität, Normative Orders) und der Autor Cord Riechelmann über das
Thema „Was ist Befreiung?“. Im Mittelpunkt des Abends steht Menkes erst jüngst
im Suhrkamp Verlag erschienenes Buch Theorie der Befreiung. Darin geht
der Philosoph von der Diagnose aus, dass bisherige Befreiungsbewegungen stets
in neue Abhängigkeitsordnungen gemündet seien und zeigt auf, wie Freiheit und
Herrschaft unauflöslich miteinander verwoben sind.
Christoph Menke, geboren 1958 in Köln, hat
Germanistik und Philosophie in Heidelberg und Konstanz studiert, wo er 1987
promoviert wurde. Die Habilitation Tragödie im Sittlichen. Hegel und die
Freiheit der Moderne erfolgte 1995. Seit 2009 ist er Professor für
Praktische Philosophie mit Schwerpunkt Politische Philosophie und
Rechtsphilosophie an der Goethe-Universität und Mitglied des Forschungszentrums
„Normative Ordnungen“.
Cord Riechelmann, geboren 1960 in Celle,
studierte Biologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er war
Lehrbeauftragter für das Sozialverhalten von Primaten und für die Geschichte
biologischer Forschung. Außerdem arbeitete er als Kolumnist und
Stadtnaturreporter für die Berliner Seiten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
„Die Kritische Theorie ist heute wichtiger denn je. Aber eine
Denktradition kann nur bestehen bleiben, wenn sie sich fortentwickelt. Sie muss
nicht nur auf neue soziale, gerade auch globale, Herausforderungen eingehen,
sondern hat, das ist das Besondere an dem Frankfurter Ansatz, einen umfassenden
systematischen Anspruch. Auch dieser muss stetig überdacht werden; er läuft im
Kern darauf hinaus, die Unvernunft dessen sichtbar zu machen, was im
konventionellen Sinne als vernünftig gilt. Was das konkret bedeutet, wollen wir
im Dialog mit der Stadtgesellschaft diskutieren“, sagt Prof. Rainer Forst,
Direktor des Forschungszentrums Normative Ordnungen, zum Start der Reihe.
„Die Frankfurter Schule hat Frankfurt und die deutsche
Nachkriegsöffentlichkeit geprägt wie keine andere Denkschule sonst und
entscheidend dazu beigetragen, dass sich eine demokratische Öffentlichkeit
herausbilden konnte“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina
Hartwig. Die freiheitliche Ordnung, in der wir heute leben, sei dabei nicht
weniger umstritten als in jenen Jahren. „Es gibt drängende Fragen unserer Zeit.
Und es gibt Antworten, kritische Antworten, Frankfurter Antworten. Die
Gesellschaft braucht den kritischen Blick der Frankfurter Schule, um Lösungen
für aktuelle Probleme zu finden – etwa das Auseinanderdriften von Arm und Reich
oder die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft“, so Hartwig weiter.
Susanne Pfeffer, Leiterin des Museums für Moderne Kunst, gab ihrer
Freude Ausdruck, dass die neue Diskussionsreihe in Frankfurter
Kultureinrichtungen stattfinden soll. „Museen sind wichtige Orte, um
Diskussionen zu führen. So haben wir eine weitere Möglichkeit, einen Beitrag zu
einer relevanten Thematik in der Stadt zu leisten.“
Die Reihe wird quartalsweise in den Frankfurter Museen
fortgesetzt, beginnend im MMK Museum für Moderne Kunst.
Das
Veranstaltungsplakat zum Download unter: https://www.uni-frankfurt.de/134094396
Weitere Informationen
Anke
Harms
Referentin
für Wissenschaftskommunikation
des
Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität
anke.harms@normativeorders.net
069/798-31407
www.normativeorders.net
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de